Menschen sagen immer wieder, sie müssten ihre Prioritäten neu setzen. Doch was die Vernunft entscheidet und was mit den erlebbaren Vorstellungen verbunden ist, mit dem sich auch das Unbewusstsein identifizieren kann, liegt oft Lichtjahre auseinander. Hier suchen wir Vorstellungen, die man nicht irgendwo aufschreiben muss, sondern solche, die im Alltag gegenwärtig und wirksam sind.
1. drei verschiedene Werte mit unterschiedlicher Wichtigkeit auswählen
Welches ist ein Wert mit hoher Bedeutung in deiner Wertskala? Was ist ein Wert mit mittlerer, was einer mit geringer Bedeutung?
Die Werte sollten so ausgewählt werden, dass sie für den Klienten unverrückbar sind. Sie sollen lediglich als Leitplanken dienen, in Relation zu denen der Klient dann einen Wert, den er verändern möchte, neu platzieren kann. Diese drei Werte sollen also nicht verändert werden.
2. Repräsentation der unterschiedlichen Werte identifizieren
Welche Situation kommt dir in den Sinn, wenn du an deinen höchsten Wert denkst, was siehst du? Erlebe diesen Wert innerlich durch bestimmte Ereignisse, die für diesen Wert charakteristisch sind. Sag dir den Wert, und achte darauf, was du dabei siehst, hörst, fühlst.
Mach dasselbe mit deinem mittleren Wert und dann mit dem Wert von geringer Bedeutung. Denk nacheinander an diese Werte und achte aufmerksam darauf, wie diese sich darstellen.
3. sich Werte gleichzeitig vorstellen und diejenigen Submodalitäten identifizieren, die die Werte auf einem Kontinuum einordnen
Wenn du jetzt gleichzeitig an diese Werte denkst, woran erkennst du, welcher Wert von grosser, von mittlerer oder von geringer Bedeutung ist? Identifiziere die Submodalitäten, mit denen du die relative Bedeutung deiner Werte darstellst.
Treibersubmodalitäten aufdecken, so dass man wie mit einem Regler Werte neu justieren kann. Oft ist die Distanz oder die Hähe der Bilder entscheidend.
4. zu verändernden Wert auswählen
Welchen Wert möchtest du verändern und in welche Richtung? Wo befindet dieser sich jetzt in Relation zu den drei soeben bestimmten Richtwerten auf deiner Wertskala?
5. Oeko-Check: spricht etwas dagegen?
Stell dir vor, du hättest diesen Wert bereits so wie eben beschrieben verändert. Was würde sich in deinem Leben ändern? Gibt es irgendwelche Probleme mit dieser Art zu leben.
6. Position des zu verändernden Wertes in Relation zu den drei unterschiedlich eingestuften Werten festlegen
Wo wäre deiner Meinung nach eine angemessene Position für diesen Wert auf deiner Wertrangfolge. Welches wäre die richtige Stelle? Wähle einen anderen Wert als Bezugspunkt, um die neue Position herauszufinden.
7. Repräsentation und Submodalitäten des zu verändernden Wertes der gewünschten Position entsprechend verändern
Nimm jetzt die Repräsentation des zu verändernden Wertes und verändere sie entsprechend. Denke daran, diesen Wechsel langsam und vorsichtig vorzunehmen. Orientiere dich dabei an deiner Intuition. Achte sorgfältig darauf, welche Auswirkung dieser Wechsel auf andere Werte hat! Wenn du mit diesen Auswirkungen nicht einverstanden bist, nimm zusätzliche Berichtigungen vor. Verändere das Arrangement solange, bis du zufrieden bist.
8. das entstanden Vakuum füllen
Sinnvollerweise rückt an den Platz des veränderten Wertes ein neuer Wert, sonst ist die Gefahr eines Rückfalls gross. Ein Vakuum hat die Tendenz gefüllt zu werden, oft auch mit Unliebsamem.
Welcher Wert nimmt nun den Platz deines veränderten Wertes ein?
9. test it
Stell dir vor, du bist in einer Situation, in der diese Veränderung von Bedeutung ist. Was läuft jetzt anders ab als vorher? Nimm dann eine zweite und dritte Situation und überprüfe die Wirkung dieser Veränderung. Sollte die Veränderung des Werts zu Verhaltensweisen führen, mit denen du nicht einverstanden bist, dann geh zurück!
Kommentar
Das, was uns zum Handeln motiviert, sind unsere Werte. Aber obwohl sie die fundamentalen Prinzipien sind, nach denen wir leben, machen wir sie uns nur selten bewusst. Sie sind massgebend dafür, warum und für wen wir arbeiten, wen wir heiraten, wie wir unsere Beziehungen gestalten und wo wir leben.
Neben unserer Kultur, die wir mit weiten Kreisen teilen, prägen persönliche Erfahrungen unser Wertsystem, das sich demzufolge vom Wertsystem eines andern oft stark unterscheidet. Auch innerhalb des Wertsystems eines einzelnen kann es erhebliche Unstimmigkeiten und Widersprüche geben. Trotzdem veranlassen solche Unstimmigkeiten selten jemanden, im eigenen Leben etwas zu ändern. Das Bedürfnis nach Umorientierung entsteht zumeist auf der Verhaltens- oder Zielebene.
Motivation kann stattfinden, indem Menschen die Werte anstreben, die ihnen wichtig sind oder die Werte vermeiden, vor denen sie Angst haben. Motivation aus Angst führt uns höchstens zufällig zu unserem wirklichen Ziel. Wir landen in irgendeinem neuen Beruf aus Angst vor dem Versagen im alten - auf Ausweichplätzen, auf denen wir uns kurzfristig weniger ängstigen.
Werte auf ihre Funktionalität hin zu überprüfen kann sehr lohnend sein. So kann Perfektion beispielsweise jemandem so viel bedeuten, dass er sehr viel mehr Zeit auf die Erfüllung seiner Aufgabe verwendet, als nötig wäre. Er muss dann feststellen, dass Zeit ihm in anderen Lebensbereichen fehlt. Veränderungen im Wertsystem bewirken nicht nur Modifikationen einzelner Verhaltensweisen, sondern führen zu einer Umorientierung, die in allgemeinerer Weise Verhaltensänderungen nach sich zieht. Werte sind Nominalisierungen. Um festzustellen, was die einzelnen Werte für uns bedeuten, müssen wir die dazugehörige Repräsentation mit allen Sinnen erleben.
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