Der Perspektivenwechsel (auch Positionswechsel genannt) dient dazu, negative Verhaltensschlaufen in Kommunikationssituationen zu durchbrechen. Wenn man sich mit bestimmten Leuten oder einer bestimmten Art von Leuten immer weder ungewollt im selben Film findet, dann ist ein Perspektivenwechsel angebracht. Oft braucht es nach dem erhellenden Aha-Erlebnis noch andere Techniken, um ein neues Verhaltensmuster einzuspielen. Zuerst die ausführliche Vrainate, dann die Kurzvariante.

1. Person identifizieren, mit der man Schwierigkeiten hat, und ihrem Verhalten, das die Kommunikation schwierig macht, einen Namen geben

Stell dir vor, dass diese Person hier vor dir steht. Gib diesem Vehalten, das eure Kommunikation so schwierig macht, einen Namen. Was genau macht die Person? Wie würdest du das nennen? Ist das unsensibel? Stur? Oder gleichgültig, unbeteiligt, überheblich, besserwisserisch, aggressiv? Wie ist die Person?

(Hier ist für einen Moment alles erlaubt, auch unfair oder beleidigend zu sein)

2. Aussenperspektive (Meta-Position) einnehmen, eigene Reaktion auf dieses Verhalten identifizieren und ebenfalls benennen

Jetzt nimm einen Schritt Abstand und beobachte dein Verhalten von einer Aussenperspektive. Wie korrespondiert es mit dem Verhalten der anderen Person in dieser Situation. Wie würdest du nun dein eigenes Verhalten bezeichnen? Abweisend, stur, unterwürfig, beleidigend, verständnislos, unsicher?

Diese Betrachter-Position nennt man im NLP im Gegensatz zur ersten Person, die assoziiert im Erlebnis drin steht, die dritte Person. Zweite Person nennt man die Identifikation mit dem Kommunikationspartner. Wenn das Verhalten benannt ist, darauf eingehen, wie die beiden Verhaltensweisen sich gegenseitig bedingen und aufrechterhalten.

Wäre es der anderen Person möglich, sich so zu verhalten, wenn du dich anders verhalten würdest? Was würde diese Person tun, wenn nicht du dort wärest? Wie verhält sie sich in ähnlichen Siruationen anderen gegenüber? Gleich oder anders? Was für Unterschiede fallen dir auf?

Gibt es von hier aus eine typische Interaktionsschleife, ein "Muster" zu beobachten? Stehen sich die beiden Partner ebenbürtig gegenüber oder hat eine die Oberhand, durch sein Verhalten oder seine Position? Nehmen sie komplementäre Positionen ein? Ist es eine Pattsituation? Ist die Situation stabil oder eskalierend? Oder glätten sich die Wogen ohnehin im Verlauf des Gesprächs?

3. weiteren Schritt zurückgehen und von der "Regisseur"-Position heraus die innere Haltung sich selber gegenüber explorieren (vierte Position)

Dieser Schritt ist nur nötig, wenn der Klient von der Aussenperspektive aus sich selber gegenüber sehr kritisch ist, wenn eventuell sogar das Verhalten des Gegenübers ein Spiegel dieser inneren selbstkritischen Haltung ist.

Mach nun nochmals einen Schritt zur Seite und betrachte aus der Distanz heraus, wie deine Selbsteinschätzung geschieht. Wie stehst du dir selber gegenüber? Ärgerst du dich über dich oder hast du Verständnis für deine Lage? Hat die Art wie du dir selber gegenüberstehst einen Einfluss auf die Gesamtsituation? Würde sich äusserlich etwas ändern, wenn sich deine innere Haltung dir gegenüber ändern würde?

Was für andere Möglichkeiten, mit dieser Person umzugehen, gibt es? Vielleicht hast du schon früher versucht, dein Verhalten zu verändern. Was hat dazu geführt, dass du dich bis jetzt immer so verhalten hast? Achte auch darauf, über welche Ebene (Verhalten, Fähigkeit, Überzeugung, Identität) die Kommunikation stattfindet. Inwiefern ist die Art, wie du mit dir selber umgehst, ein Spiegel dafür, wie der andere mit dir umgeht?

4. sich auf Platz des Gesprächspartners stellen, Gespräch aus dessen Haut erleben (zweite Position)

Schlüpf in die Haut deines Gesprächspartners und erlebe die Situation aus seiner Perspektive. Wie erscheint dir jetzt dein Verhalten? Was würdest du dir aus dieser Position von dir als Gesprächspartner wünschen?

5. von der ersten, dritten oder vierten Position aus neue Einsichten und Handlungsalternativen einspielen

Geh mit all diesen neuen Einsichten und Alternativen wieder in die Ausgangslage zurück und erlebe, was sich inzwischen für dich verändert hat.

Benütze dieses Set-up, um weiteren Spielraum zu entwickeln, bis du feststellst, dass du in Zukunft deinem Gesprächspartner mit neuen Gedanken, neuen Gefühlen und neuen Verhaltensweisen gegenübertreten kannst. Exploriere in diesem Perspektivenwechsel, was für Absichten, Erwartungen, Hoffnungen der Kommunikationspartner wohl im Spiel sind. Nach welchen und wessen Regeln sie kommunizieren und ob man bestehende Regeln wohl ändern müsste. Welche Werte, Glaubenssätze, Verhaltensmuster sind im Spiel? Wo liegt eigentlich der Konflikt? Wie hängen Botschaften und Metabotschaften, direkte und indirekte Kommunikation zusammen?

Zum vertieften Verständnis der Situation immer mal wieder die zweite Position einnehmen, aber sich bewusst sein, dass man nur in den übrigen Positionen selber etwas verändern kann. Die Positionen so lange wechseln, bis eine Lösung des ursprünglichen Kommunikationsproblems gefunden ist.

Kommentar

Falls sich in Schritt 2 herausgestellt hat, dass das Verhalten des Gegenübers lediglich ein Spiegel der inneren Haltung ist, empfiehlt es sich, das Verhalten der ersten Position gegen das Verhalten der dritten Position auszutauschen.

Jetzt ist die andere Person mit den Gefühlen und dem Verhalten konfrontiert, mit dem du dich selbst behandelst. Bemerkst du, wie deine Reaktion und dein Blickwinkel sich verändert haben?

Variante

1. Vergegenwärtige dir jemanden, mit dem du Schwierigkeiten hast. Versetz dich in die letzte Situation, wo ihr aneinander geraten seid oder stell dir die Person hier vis à  vis von dir vor. Wie erlebst du das?

2. Stell dich in die Schuhe deines Gegenübers. Vielleicht kannst du dir vorstellen dir den Kopf deines Gegenübers wie einen 3-D Helm überzustülpen und dessen Realität zu simulieren. Wie schaut die Welt aus den Augen deines Gegenübers aus, vielleicht ist es grösser, kleiner. Sieh dich selber durch diese Brille. Was könnte deinem Gegenüber in diesem Moment durch den Kopf gehen? Was sagst du dir aus dieser Perspektive? Wie fühlt sich das an, da drüben? Nun schweb aus dieser Wahrnehmungsperspektive raus und lass die entsprechenden Gefühle dort zurück.

3. Wähl dir jemanden, dessen Intelligenz, Weisheit du bewunderst. Ein Freund, Lehrer, Mentor, Vorbild. Versetz dich in diese Person hinein und schau dir die Interaktion zwischen dir und der anderen Person aus dieser Wahrnehmungsperspektive an. Wie schaut das aus für einen neutralen Beobachter? Nimm vielleicht etwas Abstand. Was siehst du jetzt? Was machen die beiden? Was geschieht? Wie verhalten sie sich? Was sagen sie zu einander? Wie ist der Tonfall? Wie entwickelt sich die Situation? Was für Einsichten, Erkenntnisse gewinnst du aus dieser Position? Welcher Änderungsvorschlag taucht auf?

4. Nimm deine Erkenntnis und versetz dich wieder in deine Ausgangslage zurück. Sieh dein Gegenüber mit neuen Augen. Wähle mindestens eine Verhaltensweise oder Äusserung, um dem Gespräch eine positivere Richtung zu geben.

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